Dr. Hans-Joachim Berner

Insolvenzverfahren können Transformation möglich machen. Macht das den Job als Verwalter besonders spannend?

Ich empfinde das auf jeden Fall so. Es mag sich merkwürdig anhören: In vielen Insolvenzverfahren entsteht ein besonderer Zusammenhalt. Allen Beteiligten ist der Ernst der Situation klar. Gleichzeitig können neue Sichtweisen von außen helfen, festgefahrene Diskussionen neu zu belegen oder unausgesprochene Missverständnisse zu beseitigen. Hier sind insbesondere die Moderationsfähigkeiten und kommunikative Offenheit der Insolvenzverwaltung gefragt.


Übernahmen von Unternehmen aus der Insolvenz bieten viele Chancen. Wo liegen diese?

Erstens: Das Unternehmen ist weitestgehend von Altlasten befreit. Zweitens: „Glücksritter“, die keine solide Finanzierung vorweisen können, dürfen vom Insolvenzverwalter nicht beim Bieterverfahren einbezogen werden und verkomplizieren nicht die Transaktion. Außerdem lassen sich strategische Potenziale aufgrund des straffen Zeitrahmens schnell nutzbar machen. Kurzum: Der Weg der „sanierenden Übertragung“ sorgt dafür, dass ein Erwerber den Geschäftsbetrieb nahtlos fortführen kann – ohne Risiken der Vergangenheit tragen zu müssen.


Gibt es dazu vielleicht noch einen Praxistipp?

Vielleicht den folgenden: Ein niedrigeres Kaufpreisangebot kann dadurch ausgeglichen werden, dass ein Investor die Beschäftigten des zu erwerbenden Unternehmens übernimmt. Der Kaufpreis ist für die Insolvenzverwaltung kein alleiniges Kriterium, denn neben der Befriedigung der Gläubiger gehört auch der Erhalt von Arbeitsplätzen zum Pflichtenheft der Insolvenzverwaltung.